Einsatzmöglichkeiten Fütterung
Eine gewisse Skepsis gegenüber hohen Roggenanteilen in den Futterrationen scheint sich hartnäckig zu halten. Ältere Beobachtungen berichten über einen Rückgang der Futteraufnahme, steife Knochen und eine Verschlechterung der Kotkonsistenz bei höheren Roggenanteilen in der Ration. Heute belegen zahlreiche Versuchsergebnisse, dass diese Skepsis unbegründet ist, denn unter anderem hat die Züchtung dafür gesorgt, dass in heutigen Sorten Bitterstoffe nur noch eine geringe Rolle spielen. Zwei begrenzende Faktoren im Roggen sind allerdings nicht von der Hand zu weisen: zum einen der hohe Anteil an nur schwer verdaulichen Nicht-Stärke-Polysacchariden (NSP), zum anderen die Neigung zur Infektion mit dem Mutterkorn-Pilz Claviceps purpurea.
Die Mutterkorn- und Mykotoxinschwellenwerte werden für die Verwendung von Roggen in der Human- aber auch in der Tierernährung beachtet, um Toxizitätsrisiken zu beherrschen. Der gesetzlich vorgeschriebene Höchstgehalt von 1g je kg Getreidekörner ist einzuhalten. Im Vergleich zu Weizen und Gerste weist Roggen deutlich geringere Werte der Fusariumtoxine Deoxynivalenol und Zearalenon auf.
Unter Berücksichtigung dieser begrenzenden Faktoren hat die DLG im Jahr 2006 Empfehlungen zum Einsatz von Roggen herausgegeben.
Einsatzempfehlung: Schweinefütterung
Bis zu ... % Roggen in der Ration
Mastschweine 1
20 - 40 kg LG (Vormast)
30
40 - 60 kg LG (Anfangsmast)
40
60 - 90 kg LG (Mittelmast)
50
ab 90 kg LG (Endmast)
50
Sauen
25
Ferkel
bis 15 kg LG
10
ab 15 kg LG
20
1 Bei der Schaumbildung in der Flüssigfütterung sollten die Roggenanteile reduziert werden. Evtl. kann aber auch der Zusatz von Pflanzenöl das Problem mindern. Bei zusätzlichem Einsatz von Triticale sollte der mögliche Roggenanteil wegen des hohen NPS-Gehaltes um ein Drittel des Triticaleanteils reduziert werden (z.B. liegt bei 30 % Triticale der max. empfohlene Roggenanteil bei 40 % in der Endmast).
Einsatzempfehlung: Rinderfütterung
Bis zu ... % Roggen
Kälber <
0 im Starterfutter
5-8 für Aufzuchtrinder1
Aufzuchtrinder
40 im Kraftfutter
Mastrinder <
20 im Kraftfutter
(max. 1 kg Roggen/Tag)
Milchkühe <
40 im Kraftfutter
(max. 4 kg Roggen/Tag)
Einsatzempfehlung: Geflügelfütterung
Bis zu ... % Roggen
Legehennen
20
Junghennen
15
Hühnerküken
0
Hähnchenküken
Hähnchen (Endmast)
0
5
Mastputen
< 5 Wochen
> 5 Wochen
0
5
Enten, Mastgänse
< 3 Wochen
> 3 Woche
0
5
1 Die Werte beziehen sich auf Futtermischungen ohne NSP-spaltende Enzyme. Bei höheren Mengen ist der Einsatz geeigneter NSP-spaltender Enzyme erforderlich
Ein Anstieg im Einsatz von Roggen über die DLG Empfehlungen hinaus ist seit einiger Zeit wieder deutlich spürbar. Denn neue Erkenntnisse belegen, dass besondere Inhaltsstoffe der NSP Fraktion des Roggens neu bewertet werden müssen. Ebenso wie in der Humanernährung, haben diese auch beim Schwein signifikant positive Auswirkungen auf die Darmgesundheit. Roggen ist damit eine ideale Faserkomponente mit den höchsten Gehalten an Ballaststoffen und Fruktanen aller Getreidearten und sorgt damit für mehr Sättigung und Wohlbefinden beim Schwein.
Neben Tierwohlaspekten kann Roggen außerdem helfen, Futterkosten einzusparen und Stickstoffeintragungen in die Umwelt zu reduzieren.