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Ökonomie

Roggen ist auf schwachen und sandigen Böden häufig die einzige wirtschaftliche Anbaualternative. Aber auch auf mittleren bis ertragsstarken Standorten stellt sich immer wieder die Frage nach dem wirtschaftlichsten Wintergetreide. Roggen ist nicht nur das robusteste und stresstoleranteste Getreide, sondern kann als Hybridsorte auch auf mittleren Böden ertraglich und wirtschaftlich mit Weizen mithalten.

Kosteneffizienz

X

LSV-Ertrag dt/ha Stufe 2

=

* Ergebnisse der Landessortenversuche 2011-2018, 93 Standorte

Die Wahrnehmung in der Praxis zeigt ein anderes Bild. Die Gründe hierfür sind naheliegend: Roggen ist aus Tradition auf den leichtesten Standorten zu Hause. Auf diesen Flächen bekommt Roggen nicht die Chance, das volle Ertragspotenzial auszuschöpfen. Besonders in Trockenjahren ist die Wasserversorgung das zentrale Problem auf Sandstandorten und setzt die Kultur zusätzlich unter Druck. Fairerweise ist ein kulturübergreifender Vergleich nur auf Flächen gleicher Bodengüte und Vorfrucht möglich.

Ob der derzeitige Flächenanstieg –aufgrund der Verdrängung von Winterweizen oder/und Triticale – der Beginn einer Rückeroberung durch Roggen ist, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass mehrjährige LSV Ergebnisse die Ertragsüberlegenheit des Roggens eindrucksvoll beweisen. Bei vergleichbaren Flächen bzgl. Bodengüte und Vorfrucht zeigt der Roggen über die gesamte Bundesrepublik im Mittel gegenüber Weizen 11 % und Triticale 5 % Mehrertrag. Im Vergleich zu Stoppelweizen erreicht der Roggen bis zu 20 % höhere Erträge.

LSV Auswertung RW, TIW, WW 2016-2019

dt/ha Stufe 2

dt/ha Stufe 2

-

2016

2017

2018

2019

2016 - 2019

-

18 loc.

23 loc.

26 loc.

27 loc.

94

RW

91,8

92,7

81,8

94,3

90,2

TIW

89,9

89,6

73,0

90,5

85,7

Diff.

2 %

3 %

11 %

4 %

5 %

dt/ha Stufe 2

dt/ha Stufe 2

-

2016

2017

2018

2019

2016 - 2019

-

19 loc.

17 loc.

17 loc.

16 loc.

69

RW

92,7

94,3

84,6

90,0

90,4

TIW

84,5

85,8

72,9

79,9

80,7

Diff.

9 %

9 %

14 %

11 %

11 %

Ertrag ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Am Ende zählt der kostenbereinigte Erlös. Datengrundlage für die Berechnungen liefert die „Datensammlung für die Betriebsplanung und die betriebswirtschaftliche Bewertung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren“ von der LELF aus Brandenburg. Mit besonderem Fokus auf Standorte mit mittleren Ackerzahlen (29-36) wird deutlich, dass Hybridroggen eine wirtschaftliche Alternative sein kann.

Auf Basis der Direkt- und Arbeitskostenfreien Leistungen (DAL) liegt Weizen auf dem ersten Blick deutlich vorne. Allerdings geht die LELF von einer sehr großen Preis- und kleinen Ertragsdifferenz zwischen Weizen und Roggen aus. Der langfristige Durchschnittspreis zwischen Brotroggen und Brotweizen liegt bei ca. 2,20 € (AMI). Auf Grundlage der LSV Ergebnisauswertung kann ein Ertragsvorsprung von 11 % angenommen werden. Wenn man diese Zahlen anpasst, wird deutlich, dass Hybridroggen auch auf mittleren Standorten mindestens auf Augenhöhe mit Weizen liegt.

Rentabilitätsberechnung für Böden mit mittleren Ertragserwartungen

SU angepasste Preise/Erträge

Populationsroggen

Hybridroggen

Winterweizen

Tritical

Ertrag in dt/ha

43

56

50

48

Preise in €/ha

14,2

14,2

16

15

Erlös in €/ha

611

788

800

720

Prämien2 in €/ha

255

255

255

255

Direktkosten in €/ha

259

352

368

342

Saatgut in €/ha

28

70

71

61

Dünger in €/ha

122

147

154

141

Pflanzenschutz in €/ha

54

54

76

60

Arbeitserledigungskosten in €/ha

270

263

266

260

Maschinenkosten in €/ha

101

106

107

105

Lohn in €/ha

37

39

40

39

Trocknung, Sortierung in €/ha

8

10

9

9

DAL (ink. Prämie) in €/ha

336,6

428

421

373

Datensammlung für die Betriebsplanung und die betriebswirtschaftliche Bewertung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren im Land Brandenburg (LVLF 2016; verändert)

Datensammlung für die Betriebsplanung und die betriebswirtschaftliche Bewertung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren im Land Brandenburg. (LVLF 2016; verändert)

Vermarktungsstrategie

Die Globalisierung der Märkte bekommen die landwirtschaftlichen Betriebe bereits seit einigen Jahren zu spüren. In den großen Kulturen wie Raps und Weizen werden die Preise am heimischen Markt schon lange nicht mehr ausschließlich durch die Marktverhältnisse vor Ort bestimmt. Roggen bleibt allerdings nach wie vor überwiegend ein regionales Produkt. Der globale Warenaustausch und damit dessen Einfluss auf die Preisbildung ist immer noch von untergeordneter Bedeutung. Folglich führt eine Produktion, die deutlich über den menschlichen Verbrauch hinausgeht, schnell zum Preisverfall.
Zunehmende Akzeptanz findet Roggen als Futtermittel. Es bleibt die konstante Nachfrage der Konsumenten nach Roggen als Nahrungsmittel, denn er ist bei vielen Konsumenten beliebt. Wer Roggenmehl verarbeiten und essen möchte, ist auch bereit, mehr Geld auszugeben. Bei knapper Versorgung ist damit der Weizenpreis kein Maßstab mehr und der Konsument bereit, Preise über Weizenniveau zu zahlen. Das bedeutet in der Konsequenz, dass sich der Roggenpreis nicht immer sicher vom Weizenpreis ableiten lässt. Eine zuverlässige Voraussage ist nicht möglich. Diverse Marktanalysen können helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden. In der Vermarktungsplanung geht es nicht um die Maximierung der Verkaufserlöse. Es geht darum, dass Vermarktungs- und Verwertungsstrategien gewählt werden müssen, die kostendeckend sind und die Liquidität sicherstellen. Gerade bei den vielen Verwertungsmöglichkeiten von Roggen stellt sich die Frage nach der betriebsindividuell besten Nutzungsstrategie.

 

Verfüttern oder verkaufen?

Wie überall gibt es bei Abverkauf der Ware zu jeder Vermarktungsstrategie Vor- und Nachteile. Der Verkaufszeitpunkt hängt sehr stark von den betrieblichen Faktoren Liquidität, Risiko und Lagerkapazitäten ab. Roggen wird häufig aufgrund fehlender Lagerkapazitäten sofort abverkauft. Es besteht kein Mengenrisiko, allerdings besteht das Marktrisiko schwankender Preise. Häufig sind die Preise unmittelbar nach der Ernte durch den Erntedruck geprägt. Das Einlagern der Roggenernte sollte bei Lagermöglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Viehhaltende Betriebe stellen sich die Frage betriebseigenen Roggen selber zu verfüttern, zu verkaufen oder Roggen für die eigene Futterherstellung zuzukaufen. Um sich diesem Thema anzunähern, gibt es eine simple Methode – die Berechnung des Vergleichswerts (Preiswürdigkeit nach Löhr). Die Berechnung des Austauschwertes bezieht sich dabei auf Energiedichte und die erstlimitierende Aminosäure, das verdauliche Lysin, sowie dem aktuellen Marktpreis.

Beispiel: Bei einem Marktpreis des Weizens von 18,00 €/dt liegt der Austauschwert von Roggen bei 17,55 €/dt. Bei diesem Preis ist Roggen in den wesentlichen Futterwerteigenschaften gleichwertig. Liegt der Marktpreis für Roggen darüber, sollte der Roggen verkauft werden. Der durchschnittliche Preisunterschied beträgt eher 2-3 €/dt. Da ist es in der Schweinemast in jedem Fall sinnvoll, den betriebseigenen Roggen zu verfüttern, um Futterkosten einzusparen.

 

Roggen-Rechner hilft bei der Entscheidung

Die SAATEN-UNION bietet einen neuen digitalen Service: Mit dem SU-Roggenrechner können Schweinehalter die ökonomische Vorzüglichkeit verschiedener Fruchtfolgen und Fütterungsstrategien mit wenig Aufwand überprüfen.

Der Roggenrechner empfiehlt betriebsindividuell unter den Gesichtspunkten Wirtschaftlichkeit, Veredelung und Nachhaltigkeit, wie die Roggenernte eines Betriebs optimal verwertet wird.

Komponenten

Futterration vorher

Futterration nachher

Roggen

0 t

401 t

HP Sojamehl

50 t

52 t

Weizen

500 t

232 t

Gerste

250 t

116 t

Bei gleichem Energie- und pc-Lysin-Gehalt ist unter Umständen eine höhere oder niedrigere Futtermenge möglich

Bei gleichem Energie- und pc-Lysin-Gehalt ist unter Umständen eine höhere oder niedrigere Futtermenge möglich.

Vorteil mit mehr Roggen (Beispielkalkulation)

gesparte Futterkosten

-6.3 %

Sie sparen: 9,335€

geringere N-Aufnahme

-5.0 %

Sie sparen: 824 kg N

geringere P-Aufnahmen

-2.9 %

Sie sparen: 186 kg

Ballaststoffe für Tierwohl

+1.9 %

Sie erhöhen: 1 kg

Mit freien Aminosäuren kann noch mehr P und N eingespart werden.

Mit freien Aminosäuren kann noch mehr P und N eingespart werden.

Kosten sparen

Austauschwert nach Löhr: Energiedichte (MJ ME/kg) und pcv-Lysin (g/kg) bleiben bei den zentralen Futterwerteigenschaften gleichwertig.

Kosteneinsparung

Preis € je dt. Sojaschrot

42

32

Preis € je dt. Weizen

16

18

20

22

Austauschwert

Roggen €/dt

15,60

17,55

19,48

21,4

zw. 40-60 ct/dt

.

Gerste €/dt

15,07

16,88

18,54

20,35

.

Triticale €/dt

16,56

18,49

20,15

22,08

Körnerroggen oder GPS?

Roggen-GPS kann gerade bei Futterknappheit eine lukrative Option sein. Die Frage, ob der Roggen siliert oder gedroschen werden soll, wird maßgeblich von den Erzeugerpreisen und DAL der Marktfrucht, den betriebsindividuellen Aufwendungen für die alternative Nutzung als GPS und dem Zukaufspreis von Grundfutter bestimmt. Bei einer im Sinne der guten fachlichen Praxis gelungenen Futterbergung und -konservierung stellt Roggen-GPS ein wertvolles Grobfutter dar.

Silagenutzungskosten

Kennzahl

Einheit

Hybridroggen GPS

Ertrag

dt Silage/ha

350

-

dt TM/ha

120

-

NEL MJ/kg

5,8

Opportunitätskosten

€/dt

422

Direktkosten

€/dt

460

Arbeitserledigungskosten

€/dt

580

Kosten inkl. Opportunitätskosten

€/dt Silage

4,2

-

€/dt TM

12,2

-

Ct NEL MJ/dt

7,1

Quelle: LELF, KTBL eigene Schätzungen

Quelle: LELF, KTBL eigene Schätzungen

Zukaufspreise und Transportkosten

Kennzahl

Einheit

Preisniveau Maissilage im

Preisniveau Maissilage Ernte

-

-

Durchschnitt

2018

.

.

niedrig

hoch

niedrig

mittel

hoch

Zukaufspreis

€/dt Silage

2,5

3,2

3,5

4,5

5,5

Qualitäten

TS-Gehalt %

32

32

32

32

32

.

NEL GJ/ha

6,5

7,1

6,5

6,5

6,5

Transportentfernung

km

10

10

10

10

10

Transportkosten (0,02 € je dt/km)

€/dt

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

Kosten des Maissilagezukaufs

€/dt Silage

2,7

3,3

3,7

4,7

5,7

.

€/dt TM

8,44

10,31

11,56

14,69

17,81

.

Ct NEL MJ/dt

5,48

7,32

7,51

9,54

11,57

Das Effizienz Saatgut.

Insbesondere auf Stressstandorten und unter für konventionelle Sorten suboptimalen Anbaubedingungen hat sich das Hybridgetreide als effiziente, ertragreiche und vor allem auch ertragsstabile Fruchtart bewiesen. Je schwieriger die Anbaubedingungen, desto größer ist der Ertragsvorsprung.

Dieses gilt vor allem bei ungünstigen Wetter- und Bodenbedingungen, ungünstigen Vorfrüchten, knapper Nährstoffversorgung und erhöhtem Krankheitsdruck. Dieser Vorteil der Hybriden beruht vornehmlich auf dem besonderen Heterosiseffekt, der zu einem ausgeprägteren Wurzelwerk, stärkerer Bestockungsneigung und Blattentwicklung, sowie einem besseren Kompensationsvermögen nach Stresseinwirkung führt. Im Saatgutvertriebsunternehmen Saaten-Union sind Züchterhäuser formiert, die sich seit Jahrzehnten in die Züchtung von Hybridweizen und Hybridroggen und seit einigen Jahren auch Hybridgerste engagieren. Dieses Engagement ist jetzt im internationalen HySEED-Programm intensiviert und gebündelt worden. Die Zuchtziele sind dabei klar definiert durch das, was der Markt in Zukunft fordern wird: Mehr Leistung und Leistungsstabilität, mehr Effizienz. Die Vorteile, die Hybridroggen und -weizen gegenüber Liniengetreide haben, werden wir Ihnen auf diesen Seiten demonstrieren. Aber auch, auf welcher züchterischen Leistung der Mehrwert der Hybriden beruht. Wir sind davon überzeugt: Hybridgetreide ist prädestiniert, Anbaurisiken zu vermindern, die aufgrund des Klimawandels und sich ständig verschärfender politischer Rahmenbedingungen stetig zunehmen.