Mit gezielter Roggenfütterung das Tierwohl verbessern
Roggen wird oft unterschätzt und sein Potential in der Verwertung und Vermarktung nicht voll ausgeschöpft. Auf dem Saaten-Union-Pressetreff zeigten Fachleute die Einsatzmöglichkeiten in der Schweinefütterung auf.
„Effizient und nachhaltig füttern bedeutet die Nährstoffmengen in der Ausscheidung gering zu halten“, erklärte Dr. Gerhard Stalljohann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Das sei beides mit dem Roggeneinsatz in der Schweinefütterung machbar, so der Fütterungsexperte. Gleichzeitig werde dabei auch das Tierwohl gefördert, denn Roggen enthält höhere Anteile an verdauungsfördernden Faserstoffen wie z. B. Fruktane, die in der Schweinefütterung helfen, Schwanzbeißen zu verringern sowie das Salmonellen-Risiko und den Ebergeruch zu senken. Roggen enthalte zwar gegenüber Weizen etwas weniger Energie und Rohprotein, das Rohprotein sei aber mindestens von gleicher Qualität, so dass sich N-reduzierte Fütterungskonzepte mit Roggen gut realisieren ließen, so der Fütterungsfachmann.
Stalljohann empfiehlt je nach Anteil der eingesetzten Komponenten einen Roggen-Anteil von 5 % für Ferkel bis 15 kg, in der Vormast einen Roggenanteil von bis zu 20 %, in der Mittelmast von bis zu 30 % und in der Endmast einen Roggenanteil von bis zu 40 %. Bei tragenden Sauen könne der Roggenanteil bis zu 20 % betragen. Roggen bringe im Übrigen genau wie Futtererbsen ein härteres Fett, was etwa bei der Produktion von „Schwarzwälder Schinken“ wichtig ist. Dagegen bewirke der vermehrte Einsatz von Mais in der Schweinefütterung ein eher weicheres Fett. 2018 habe der Roggen bei den Getreideuntersuchungen der Landwirtschaftskammer ein hohes Hektoliter-Gewicht, eine hohe Stärke-Einlagerung und gute aNDF-Werte (Ballaststoffe) im Vergleich zu Weizen und Triticale gezeigt, berichtete Stalljohann.
„Roggen ist das stickstoffeffizienteste Getreide und er hat außerdem den geringsten Anspruch an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln“, erklärte Fenja Asmussen, Produktmanagerin Hybridroggen bei der Saaten-Union. Sie betonte die positiven Umwelteigenschaften beim Einsatz in der Schweinefütterung: Bei unterschiedlicher Proteinversorgung bei zwei- und dreiphasiger Fütterung können die N- Gehalte in der Gülle um bis zu 10 %, die P-Gehalte um bis zu 6 % gesenkt werden. Es sei außerdem damit zu rechnen, dass eine Reduzierung des Eiweißgehaltes um 1 % die Güllemenge um 5 % senken kann wie Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigten. Roggen sei zwar das Getreide mit dem geringsten Rohproteingehalt, habe aber die beste Rohproteinqualität, unter anderem durch seinen hohen Gehalt an verdaulichem Lysin, stellte Asmussen fest. Auch die Phosphorverdaulichkeit ist gut, da ein erheblicher Teil des Phosphors nicht im Phytin gebunden ist. Viele Erkenntnisse aus der menschlichen Ernährung seien auf die Schweinefütterung übertragbar, auch sorgen Faser- und Strukturstoffe für eine gesunde und stabile Darmflora, wirken sättigend und bauen Stress ab. Das Tierwohl werde durch die Fruktane als „Mikrobenfutter“ gesteigert, die mikrobiellen Abbauprodukte haben eine gesundheitsförderdne Wirkung auf die Schleimhaut des Dickdarms.
Mit dem Projekt „MyRye“ möchte die Saaten-Union die vielen Verwertungsmöglichkeiten des Roggens als Körner, Grünschnitt oder GPS in der betriebsindividuellen Nutzungsstrategie helfen zu verbessern. Für den Landwirt stelle sich jedes Mal die Frage verkaufen, lagern oder verfüttern. Letzteres sei gerade in Bezug auf die verschärften Dünge-Anforderungen eine gute Wahl, so die Produktmanagerin. „In der leistungsorientierten Schweinefütterung waren nährstoffreiche und hochverdauliche Rationen Standard. Bei der Suche nach aktuellen Fütterungskonzepten kann der Roggen seinen Beitrag dazu leisten, den Geldbeutel zu schonen und gleichzeitig unnötigen Verbrauch von Nährstoffen zu vermeiden.“ Die Saaten-Union hat zur Kalkulation der Futterkosten, des Nährstoffbedarfs und der möglichen Einsparung ein Werkzeug entwickelt, das zur EuroTier 2018 vorgestellt werden wird, kündigte Asmussen an.