Restriktionen bei Dünger und Co. – kein Thema für Hybridroggen?
Der Roggenanbau hat in den letzten Jahren wieder deutlich an Attraktivität gewonnen. Dr. Ulrich Lehrke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, zeigt, dass Roggen auch auf Standorten mit höherem Ertragspotenzial eine Alternative zu Weizen sein kann.
Mit Blick auf die N-Kulisse (Rote Gebiete) und gegebenenfalls weitere Verschärfungen wurde die Stickstoffdüngung im Versuch um mehr als 20 % inklusive Nmin reduziert. Zudem wurden für beide Kulturen jeweils zwei Düngestrategien gefahren (Tab. 1). Fungizid- und Wachstumsregleranwendungen waren bei beiden Kulturen identisch. Alle Düngestrategien sind stark startbetont ausgerichtet. Die Andüngung erfolgte immer mit einem stabilisierten Dünger, der zudem schwefelhaltig war (Alzon® flüssig S 26/6). Diese Herangehensweise hat sich in den letzten Jahren bewährt, die stark von Frühjahrs- aber auch Frühsommertrockenheit geprägt waren. Außerdem kann so auf eine Gabe in EC 32/33 verzichtet und so eine Durchfahrt eingespart werden. Der Pflanzenschutz erfolgte für beide Kulturen gleich.
Neben Kulturart und Düngung war die Beregnung ein wichtiger Versuchsfaktor. Die Lüneburger Heide ist ein klassisches Beregnungsgebiet. Bis vor wenigen Jahren haben die ausreichenden Beregnungskontingente dazu geführt, dass ein erfolgreicher Winterweizenanbau in Verbindung mit guten Erlösen möglich war. Dies hatte die Verdrängung des Roggens zur Folge. Das Trockenjahr 2018 jedoch machte einen intensiven Beregnungsaufwand im Winterweizen nötig: 6–7 Beregnungen mit Mengen um 25–30 mm waren nötig, um den Weizen überhaupt am Leben zu erhalten. Zudem mussten auch alle anderen Kulturen – unter anderem Kartoffeln – beregnet werden. Aufgrund dessen wurden die Beregnungskontingente oft deutlich überschritten. Mittlerweile haben die Unteren Wasserbehörden der Landkreise die Beregnungskontingente anhand aktueller Gutachten zu den Grundwasserkörpern neu festgelegt. In einigen Regionen können so nur noch 40 mm/ha/a beregnet werden. Daher wird das Wasser nicht für alle Feldfrüchte reichen und es wird wichtiger denn je, die knappe Ressource Wasser möglichst gezielt und effizient zu nutzen.
Daher wurde im Versuch der Beregnungsbedarf der Kulturen anhand des Bodenwasserhaushaltsmodells BOWAB (BOdenWAsserBilanzierung) des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom Ingenieursbüro Geries Ingenieure ermittelt. Zudem wurde vor jeder Beregnung der Feuchtestand des Bodens händisch kontrolliert. Die Beregnung wurde sehr exakt mit einem Düsenwagen durchgeführt. Nach dem Modell hätten im ersten Versuchsjahr vier Gaben gesetzt werden müssen. Da jedoch das Beregnungskontingent auf 70 mm begrenzt ist, wurden nur zwei Gaben appliziert. Im zweiten Versuchsjahr 2020/2021 wurde nur einmal mit einer Teilberegnung von 15 mm gearbeitet, da die Niederschläge immer noch zum richtigen Zeitpunkt fielen. Interessanterweise ermittelte das Modell an keinem der Termine über beide Versuchsjahre einen Beregnungsbedarf für den Roggen.
Die Beregnung hatte keinen Einfluss auf die Ertragsleistung, sondern diente letztlich der Ertragsstabilisation. Jedoch fallen auch Kosten an, die den ökonomischen Erfolg insbesondere für den Winterweizenanbau schmälern.
Der größte Einflussfaktor auf den Ertrag war die Kultur an sich. Der Roggen hat mit nahezu 20 % Mehrertrag im Vergleich zum Winterweizen in beiden Versuchsjahren aufgewartet. Dies wohlgemerkt mit einem N-Angebot von nur 120 kg N/ha inklusive Nmin im Vergleich zum Weizen, der mit 180 kg N/ha gedüngt wurde (Abb. 1).
Natürlich spielt der Markterlös einer Kulturart eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des ökonomischen Erfolges. Da Düngemittel aber einen bedeutenden Teil der Produktionskosten ausmachen und dieser bei der derzeitigen Preislage noch gestiegen ist, konnte der Hybridroggen mit seiner hohen Nährstoffeffizienz in diesem Versuch vollends überzeugen.
In Tab. 2 wurden für diesen Versuch die Kosten für Düngung und die notwendigen Mehrerträge zur Deckung der Mehrkosten für N-Dünger gegenübergestellt. Um die Mehrkosten an Dünger wieder „rein zu wirtschaften“, müsste Weizen bei den zugrunde gelegten Marktpreisen 5 dt/ha Mehrertrag bringen.
Die Ressourcen Wasser und Dünger werden immer knapper und das Klima immer unberechenbarer. Aus diesem Grund sollte man Fruchtfolgen überdenken: Muss ein Winterweizen auf Grenzstandorten angebaut werden? Hybridroggen könnte da eine Lösung sein, denn er bringt nicht nur ein hohes Ertragspotenzial, welches bis zu 20 % höher ist als das des Winterweizens, sondern er ist unter den Wintergetreidearten zudem die effizienteste Kulturart in Bezug auf Nährstoff- und Wasserausnutzung. Zugleich ist Roggen verhältnismäßig gesund, sodass sich auch die Pflanzenschutzaufwendungen verringern lassen. Das macht Roggen zum „Effizienzgetreide“.
Text: Daniel Husmann, bei Fragen oder Anmerkungen, melden Sie sich gerne bei Jan Röttjer (+49 511 72666-286) oder Stefan Ruhnke (+49 511 72 666-184); Fotos: Boenisch, Amazone