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Wann lohnt sich Roggen-GPS?

Nach der Silomaisernte 2018 stand in vielen Betrieben fest, dass der Grundfutterbedarf nicht gesichert ist. Zu den schwachen Erträgen kamen stark schwankende Qualitäten mit Konsequenzen für die Rinderfütterung. Das Thema Getreide-Ganzpflanzensilage, und hierbei besonders der Hybridroggen, rückte wieder in den Vordergrund. Im Rahmen des MyRye-Projektes geht Fenja Asmussen der Frage nach, wann sich Roggen-Ganzpflanzensilage rechnet!

GPS kann helfen, Versorgungslücken zu füllen, Maisfruchtfolgen aufzulockern und die Ertragssicherheit auf Maisgrenzstandorten zu erhöhen. Gerade Hybridroggen empfiehlt sich zur Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) aufgrund der geringen Standortansprüche und niedrigen Produktionskosten in Kombination mit einem hohen Ertragspotenzial.

Bei absehbarem Futtermangel kann bei Roggen vergleichsweise kurzfristig entscheiden werden, ob der Bestand als GPS oder zur Körnerproduktion genutzt werden soll. Die sogenannten Doppelnutzungshybriden zeichnen sich durch eine hohe Bestandesdichte, eine gute Bestockung, gute Gesundheit sowie Langlebigkeit aus. Für eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Entscheidung sind Kalkulationen erforderlich, die den betriebsindividuellen Charakter widerspiegeln und die momentane Entscheidungssituation beschreiben. In der Regel muss zeitnah entschieden werden, ob der Roggen gedroschen oder siliert wird. Eine allgemeingültige Beratungsempfehlung kann es wegen der jeweils unterschiedlichen Bedingungen nicht geben. Es gibt jedoch Aspekte, die in diesem Jahr die Nutzung von Winterroggen für die Grundfutterproduktion ökonomisch sinnvoll erscheinen lassen.

Zukaufen oder GPS produzieren?

Die Entscheidung, ob eine Marktfrucht zur Fütterung der Tierbestände genutzt wird, hängt im Zeitraum Juni/Juli von drei Faktoren ab:

1. den Erzeugerpreisen bzw. dem Deckungsbeitrag der verdrängten Marktfrucht,
2. den betriebsindividuellen Aufwendungen für die alternative Nutzung als GPS,
3. dem Zukaufspreis des Grundfutters (i. d. R. konservierten Silomais) inkl. Transportkosten.

Schritt 1

Zunächst ist es ratsam, den entgangenen Gewinn (= Opportunitätskosten) für die Marktfrucht Winterroggen zu berechnen.
Für die Kalkulation wird ein Ertragsniveau von 74 dt/ha und ein Marktpreis für Roggen von 16 Euro angenommen. Die Direkt- und Arbeitskostenfreie Leistung (DAL) liegen bei ca. 422 €/ha. (nach LELF 2016). Die schwache Ernte 2018 hat die Preise für Roggen auf ein 5-Jahreshoch schnellen lassen. Noch hält sich das hohe Preisniveau, allerdings scheint das Preisband ausgereizt zu sein. Aufgrund der Anbauausdehnung in Deutschland um knapp 25 % ist es denkbar, dass die Preise zur Ernte 2019 wieder fallen.

Schritt 2

Im nächsten Schritt werden die Kosten der Silagenutzung des Roggens kalkuliert:

Da ein Zusammenhang zwischen Korn- und GPS-Ertrag besteht, kann der mögliche GPS-Ertrag realistisch eingeschätzt werden. Für die Kalkulation wurde ein Trockenmassegehalt von 35 % und ein Energiegehalt von 5,8 NEL MJ/kg angenommen. Bei der Futternutzung von Winterroggen geht zwar der Marktwert verloren, auf der anderen Seite werden aber Druschkosten eingespart (s. Tab. 1). In diesem Beispiel liegen die Kosten für Roggen-GPS bei ca. 12 Euro pro dt TM und bei 7 Cent NEL MJ/dt.

Schritt 3

Sehr relevant für die Ökonomie einer Roggen-GPS sind auch die Zukauf- und Transportpreise der Grundfuttermittel, hier Silomais. Für die beispielhafte Berechnung in Tab. 2 wurde angenommen, dass aufgrund der schwachen Silomaisernte 2018, vor allem in Norddeutschland, die Preise auch bei niedrigen bis mittleren Qualitäten höher sind als im Durschnitt. Die Kosten pro dt/TM variieren zwischen 11 und 18 Euro, während die Kosten für NEL MJ/dt zwischen 7 und 12 Cent liegen. In unserem Beispiel sind die Kosten pro Einheit Energiedichte und Trockenmasse bei Roggen niedriger als bei Silomais. Je teurer der Grundfutterzukauf und je weiter der Transport, desto eher sollte die Entscheidung zugunsten der Roggen-GPS fallen.

Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwissenschaft

„Die allgemeinen Einsatzempfehlungen für GPS liegen, je nach deren Energiegehalt, bei bis zu 20 % bei den Aufzuchtrindern, 10–15 kg FM/Tag bei Milchkühen und bei 20 % der TM-Aufnahme bei Mastrindern ab 200 kg. Dabei ist es absolut notwendig, den Futterwert durch Analysen zu bestimmen und sich nicht auf tabellarische Werte zu verlassen. Letztere unterschätzen oft den Energiegehalt. Grundsätzlich liefert GPS aus Roggen im Vergleich zu Weizen einen niedrigeren Energiegehalt. Das liegt in erster Linie an dem ungünstigeren Korn-Stroh Verhältnis des Roggens. Roggen-GPS kommt daher primär bei Früh-Trockenstehern und großen Jungrindern zum Einsatz. In der Mast und bei laktierenden Kühen sind grundsätzlich Energie­gehalte weit über 6 NEL MJ/kg TM notwendig, was den Einsatz von Roggen-GPS limitiert. Für große Betriebe, die eine dritte Fütterungsgruppe für die Spätlaktation einrichten, könnte Roggen-GPS ebenfalls eine kostengünstige Alternative sein.

Eine Möglichkeit ist auch der Einsatz von GPS in Kombination mit Grassilage. GPS bringt pansenverfügbare Stärke in die Ration und eine geringe (z. T. auch negative) RNB, sodass die sehr hohe RNB der Grassilage durch GPS abgesenkt werden kann. Die Stärke der GPS liefert schnelle Energie für den Pansen, die Grassilage schnelles Eiweiß.“

Bewertung des Futterwertes

Die GPS weisen grundsätzlich bei allen Getreidearten nur geringe Rohproteingehalte von 7,4 bis 8,7 % in der TS aus. Bei ihrer Verwendung in der Milchviehration muss deshalb ein entsprechender Proteinausgleich kalkuliert werden. Der Stärkegehalt der GPS liegt bei den langstrohigen Arten wie Roggen und Triticale bei 14 bis 17 %, bei kurzstrohigem Getreide wie Gerste und Weizen bei 17 bis etwa 20 % in der TS. Getreidestärke hat eine geringe Beständigkeit und ist deshalb im Pansen schnell verfügbar, was bei der Rationsgestaltung beachtet werden muss. Die Rohfasergehalte werden durch das Korn-Stroh-Verhältnis und vom Abreifegrad bei der Ernte bestimmt. Es gibt eine enge Beziehung zwischen dem Rohfasergehalt und dem Stärkegehalt einerseits und dem geschätzten Energiegehalt anderseits. Je höher der Rohfasergehalt ist, desto geringer ist die Verdaulichkeit und desto geringer ist der energetische Futterwert. Je höher der Kornertrag und je geringer der Strohanteil, desto höher die Energiegehalte. Durch Hochschnitt kann man hier noch während der Ernte nachsteuern.

Dr. Max Holstermann, Produktmanagement Rind, SALVANA Tiernahrung GmbH

„Siliermittel sichern und beschleunigen den Silierprozess. Sie sind aber kein Ersatz für ein gutes Siliermanagement. Durch die Auswahl des passenden Siliermittels können Energieverluste bei der Vergärung und das Risiko von Fehlgärungen verringert bzw. das Risiko von Nacherwärmung und Schimmelbildung reduziert werden. So wird eine hohe Grundfutterqualität vom Feld bis auf den Futtertisch bestmöglich erhalten.“

Sicherung des Futterwertes

Die Ernte erfolgt bei einem TS-Gehalt von 30–35 %, der für eine optimale Silierung notwendig ist. Der TS-Gehalt kann zwar nicht am Entwicklungsstadium der Pflanze festgemacht werden, in der Regel wird er aber im Stadium zwischen der Milch- und Teigreife erreicht. Der Abreifeprozess ab der Milchreife muss intensiv beobachtet werden, denn bei trockener Witterung schreitet die Abreife sehr schnell voran, sodass bereits in der Milchreife TS-Gehalte von über 40 % erreicht werden können. Bei TS-Werten von über 40 % ist jedoch eine gute Silierbarkeit nicht mehr gewährleistet und man sollte eine Körnernutzung wieder in Betracht ziehen.

Für eine stabile Silage sind eine hohe Verdichtung und kurze Häcksellängen (kleiner als 8 mm) im Silo notwendig. Bei der Ernte muss das Aufspleißen der Halme und Knoten gewährleistet sein und alle Körner müssen angeschlagen und mittels eines Crackers zerkleinert werden. Heile Körner passieren den Verdauungstrakt unbeschadet und landen unverdaut im Kot. Fehler während der Ernte können in Silo und Stall nicht mehr korrigiert werden!

Fazit

Roggen-GPS kann bei Futterknappheit eine lukrative Option sein. Die Frage, ob der Roggen dieses Jahr siliert oder gedroschen werden soll, wird maßgeblich von den Erzeugerpreisen und DAL der Marktfrucht, den betriebsindividuellen Aufwendungen für die alternative Nutzung als GPS und dem Zukaufspreis von Grundfutter bestimmt. Es gibt dieses Jahr einige ökonomische Aspekte, welche die Option Roggen-GPS sinnvoll erscheinen lassen. Bei einer im Sinne der guten fachlichen Praxis gelungenen Futterbergung und -konservierung stellt Roggen-GPS ein wertvolles Grobfutter dar.

Das Effizienz Saatgut.

Insbesondere auf Stressstandorten und unter für konventionelle Sorten suboptimalen Anbaubedingungen hat sich das Hybridgetreide als effiziente, ertragreiche und vor allem auch ertragsstabile Fruchtart bewiesen. Je schwieriger die Anbaubedingungen, desto größer ist der Ertragsvorsprung.

Dieses gilt vor allem bei ungünstigen Wetter- und Bodenbedingungen, ungünstigen Vorfrüchten, knapper Nährstoffversorgung und erhöhtem Krankheitsdruck. Dieser Vorteil der Hybriden beruht vornehmlich auf dem besonderen Heterosiseffekt, der zu einem ausgeprägteren Wurzelwerk, stärkerer Bestockungsneigung und Blattentwicklung, sowie einem besseren Kompensationsvermögen nach Stresseinwirkung führt. Im Saatgutvertriebsunternehmen Saaten-Union sind Züchterhäuser formiert, die sich seit Jahrzehnten in die Züchtung von Hybridweizen und Hybridroggen und seit einigen Jahren auch Hybridgerste engagieren. Dieses Engagement ist jetzt im internationalen HySEED-Programm intensiviert und gebündelt worden. Die Zuchtziele sind dabei klar definiert durch das, was der Markt in Zukunft fordern wird: Mehr Leistung und Leistungsstabilität, mehr Effizienz. Die Vorteile, die Hybridroggen und -weizen gegenüber Liniengetreide haben, werden wir Ihnen auf diesen Seiten demonstrieren. Aber auch, auf welcher züchterischen Leistung der Mehrwert der Hybriden beruht. Wir sind davon überzeugt: Hybridgetreide ist prädestiniert, Anbaurisiken zu vermindern, die aufgrund des Klimawandels und sich ständig verschärfender politischer Rahmenbedingungen stetig zunehmen.